Vision und Werte für den Grasbrook

Aus den Beiträgen von Bürgern, Stakeholdern und Fach- experten haben sich allgemeine Leitlinien und Kernbot- schaften für die Entwicklung herauskristallisiert. Diese zeigen auf, was den Grasbrook in Zukunft ausmacht. Die formulierte Vision spannt einen großen Rahmen, steht für eine grundlegende Haltung zu den wichtigen Zielen und Themen und bringt zusammengefasst auf den Punkt, was den Teilnehmenden aus der bisherigen Beteiligung wichtig ist.

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INSEL DER MÖGLICHKEITEN – NEU VERNETZT

Auf dem Grasbrook kann in einer besonde­ ren Lage am Elbufer und mitten in Hamburg ein eigenes Szenario von Stadt entwickelt werden. Die Vorteile offener Wasserlagen schaffen einen besonderen Charakter und eine eigenständige Identität des neuen Stadtteils. Innovationen in Städtebau und Freiraum, Mobilität und Infrastruktur bie­ ten die Chance, zu einem „Experimentier­ ort“ für Nachhaltigkeit und zukunftsfähige Stadtentwicklung zu werden. Gleichwohl ist gerade die „Öffnung der Insel“ in enger Beziehung zur umliegenden Stadt von gro­ ßer Bedeutung: Es gilt, bestehende Barri­ eren zu überwinden und neue Verbindun­ gen von Fuß­ und Radwegen, Querungen und Übergängen zur HafenCity, Rothen­ burgsort, Wilhelmsburg und allen voran zur Veddel zu schaffen. Für die Anbindung des Grasbrook und der nördlichen Veddel ist die Verlängerung der U­Bahnlinie U4 auf den Grasbrook essenziell; eine Weiterfüh­ rung nach Wilhelmsburg sollte möglichst mitgeplant werden. Auch durch neue öf­ fentliche Fährverbindungen kann der neue Stadtteil sehr attraktiv mit den umgeben­ den Stadtteilen vernetzt werden.

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KLEINTEILIGE MISCHUNG

Der neue Stadtteil Grasbrook wird durch seine Vielfalt und durch die gemischt ge­nutzten Quartiere bestechen. Ein differen­zierter Städtebau und flexibel nutzbare Ge­bäudetypologien ermöglichen nicht nur ein breites Spektrum von Wohnungen für verschiedene Lebensmodelle und Bedürf­nisse, sondern auch ein dichtes Nebenei­nander von Wohnen und Arbeiten. Wich­tig für die Mischung sind Konzepte für familienfreundliches Wohnen und generationsübergreifendes Zusammenleben. Gewerbestrukturen von klein bis groß erlau­ben einen „Mix von High­ und Lowtech“. Verschiedene Arbeitswelten von großen Unternehmen, Forschungseinrichtungen bis zu kleinen Start­ups mischen sich mit lokalem Handwerk, Manufakturen, urbaner Produktion sowie Kultur und Kreativwirt­schaft.

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KLEINTEILIGE MISCHUNG

Der Grasbrook ist nur zusammen mit der Veddel ein Ganzes. Beide profitieren in Zu­kunft gemeinsam von sozialen und kulturel­len Angeboten, neuen Bildungseinrichtun­gen, Versorgungszentren und öffentlichen Freiräumen. Gemeinschaftsräume, Treff­punkte und soziale Infrastruktur wie Schule, Ärztehaus, Einkaufsmöglichkeiten und Kul­tur­ und Sporteinrichtungen werden von Anfang an mitgedacht. Zentrale Begeg­nungsräume fördern den nachbarschaft- li­chen Austausch und die kulturelle Vielfalt des Stadtteils. Die unmittelbare Nachbar­schaft von Stadt und Hafen auf dem Gras­brook erfordert wiederum innovative und modellhafte Ideen für eine verträgliche Ko­existenz und den Umgang mit Lärm und Emissionen.

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TRANSFORMATION – AKTIVIEREN UND BESTAND NUTZEN

Vorhandene Bestandsgebäude und Frei­räume verleihen dem Stadtteil eine beson­dere Identität und werden – wenn möglich – in den schrittweisen Transformationspro­zess einbezogen und mit temporären Nut­zungen für die Öffentlichkeit erschlossen. Über einen (Teil­)Erhalt der Hallen des Über­seezentrums sollte nachgedacht werden. Insbesondere der historischen Bedeutung des denkmal- geschützten Lagerhauses G soll Rechnung getragen werden. Der Gras­brook wird frühzeitig erlebbar gemacht: Zwischennutzungen sind fester Bestandteil in den Phasen der Entwicklung und leisten einen wichtigen Beitrag für die Aktivierung von besonderen Orten wie den Uferzonen sowie den denkmalgeschützten Gebäuden am Saalehafen.

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OFFENE FREIRÄUME UND ZUGÄNGE ZUM WASSER

Ein öffentlicher Park mit Promenaden, viele Zugänge zum Wasser und Sport­ und Frei­zeitaktivitäten auf dem Wasser können den Grasbrook zu einer stadtweiten Attraktion machen. Die naturbelassene „wilde Stadt­natur“ ist selbstverständlicher Teil des neu­ en Stadtteils und wird in die Parkstrukturen integriert. So vielfältig die Nachbarschaft, so vielseitig auch die öffentlichen Freiräu­ me: Die multi- funktionale Gestaltung von Parks, Grünanlagen und Ufer- zonen des Grasbrook richtet sich an verschiedene Nut­zungsansprüche und das Bedürfnis für Er­holung und Begegnung und verschiedene Sportangebote. Genauso entstehen auch teilweise unbestimmte und nutzungsoffe­ne Freiräume, die erst angeeignet werden können. Der Elbufer- park mit seinem beson­deren Wert für die Hamburger Öffentlich­keit soll frühzeitig entwickelt werden.

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LOKALE KREISLÄUFE UND SELBSTVERSORGUNG

Der Grasbrook wird zu einem Labor für die ökologisch nachhaltige Stadt. Umfassende Konzepte für lokale Stoff- kreisläufe wie recy­celte Baumaterialien, die Gewinnung und der effiziente Einsatz erneuerbarer Energien sowie der nachhaltige Konsum durch lokale Wertschöpfungsketten (Direktvermarktung regionaler Produkte und Förderung urba­ner Landwirtschaft) sind Möglichkeiten der nach- haltigen Entwicklung. Die Aktivierung und Nutzung lokaler Energiequellen – z. B. durch Elbwasser (Tidekraftwerke und Käl­te­Wärme­Pumpen), Erdwärme, Fotovolta­ik, Solarthermie, Biogas etc. – könnten zu einer langfristig dezentralen Energiepro­duktion und autarken Energieversorgung des Grasbrook beitragen. Auch benachbar­te Stadtteile, wie die Veddel, profitieren von neuen Energiekonzepten im Verbundnetz.

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STARKE MOBILITÄT

Der Grasbrook soll zum Wegbereiter für postfossile Mobilität werden. Der Fokus liegt auf der Gestaltung und Organi- sation eines autoarmen Quartiers und der Förde­rung alternativer Mobilitätsträger. Attraktive Fuß­ und Radwege, der Ausbau des ÖPNV, alternative Verkehrsmittel, Mobilitäts- hubs und Leihsysteme und Sharing­Konzepte för­dern eine nachhaltige Multimodalität. Nicht nur das Festland, auch das Wasser macht künftige Grasbrooker mobiler, indem die Wasserrouten für den öffentlichen Nahver­kehr ausgebaut werden. Intelligente Lo­gistikkonzepte nutzen das Wasser zudem als Transportweg und organisieren die An­- sowie Belieferung an zentralen Bring­ und Verteilerstationen – dadurch wird Liefer­verkehr auf den Straßen in den Quartieren stark reduziert.

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KOOPERATIVE ENTWICKLUNG

Der künftige Grasbrook wird erst durch Möglichkeiten der Teilhabe am Entwick­lungsprozess einer möglichst breiten Ak­ teurslandschaft innovativ und neuartig. Er­fahrungen und Ideen unterschiedlicher, auch lokaler Institutionen und Initiativen werden in den Prozess eingebunden. Die Vergabe von Baufeldern orientiert sich zu­gunsten der Leitvorstellung, möglichst un­terschiedliche Bauherrn zu adressieren und neue Konzepte für durchmischte Wohn­ und Gewerbestrukturen sowie ausreichend be­zahlbare Wohnungen zu fördern. Verschie­dene kooperative Entwicklungsmodelle für das gemeinsame Bauen, Wohnen und die Schaffung von Gewerberäumen werden un­ter- stützt.

Prüfaufträge

In der vorlaufenden Beteiligung wurden von den Teilnehmenden räumliche Bedarfe und besondere Aufgabenstellungen im Planungsraum und im Zusammenhang mit dem Umfeld identifiziert. Diese sollen von den Planungsteams hinsichtlich neuer Lösungen für Städtebau und Freiräume überprüft werden. Alle relevanten Aussagen hierzu aus den Beiträgen wurden in ein „Vokabular“ für Planerinnen und Planer und für deren Arbeit zu den städtebaulichen und freiraumplanerischen Entwürfen übersetzt sowie nach Möglichkeit in einem Plan konkret verortet.

Luftbild des Grasbrook mit hervorgehobenen Flächen und Linien
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QUERUNGEN GRASBROOK–VEDDEL

Hier braucht es die richtige Choreografie: Wo liegen künftig die Standorte zentraler Angebote der Bildung, Freizeit, Kultur, des Einkaufens und gemeinschaftlicher Freiräu­me für Grasbrooker UND Veddeler und wie sind diese im Nutzungskonzept aufeinander abgestimmt?

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VORSCHLÄGE FÜR KÜNFTIGE NUTZUNGEN DER LAGERGEBÄUDE D, F UND G

Welche Nutzungen sind für die denkmal­- geschützten Gebäude denkbar? Wie kann der denkmalgeschützte Bestand unter den Bedingungen des Hochwasser- schutzes integriert werden?

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LÖSUNGEN FÜR LÄRMIMMISIONEN

Wie kann der Lärmbelastung von Hafen­gewerbe und Verkehr mit städtebaulichen Ansätzen begegnet werden? Wie gelingt eine konfliktfreie Entwicklung des Gras­brook zum umliegenden Hafen?

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ZUGÄNGE ZUM WASSER UND WASSERBEZOGENE NUTZUNGEN

Wie werden Wasserflächen erschlossen und durch Nutzungen erlebbar gemacht? Welche Chancen bieten sich für den öf­fentlichen Nahverkehr (Fährverbindungen) sowie die Logistik für den Grasbrook über den Transport- weg Wasser?

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ÖFFENTLICH ZUGÄNGLICHE UND DIFFERENZIERTE UFERGESTALTUNG UND -ENTWICKLUNG

Wie werden die Uferkanten nutzbar ge­macht, abwechslungsreich gestaltet und durch Zugänge zum Wasser für die Ham­burger Öffentlichkeit attraktiv? Wie kön­nen schützenswerte natürliche Grünräume und Vegetationen (Biotope) erhalten blei­ben und markanter Teil des Ufers werden?

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UMGANG MIT BESTANDSHALLEN

Können die Hallen als wertvolle Ressource für Zwischen­ und Nach- nutzung ganz oder teilweise erhalten bleiben und unter den Bedingungen des Hochwasserschutzes in­tegriert werden? Wie lässt sich dann die „kritische Masse“ des Wohnens realisieren?

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VEDDEL-NORD ALS NACHBARSCHAFT

Die städtebauliche und freiraum- planerische Gestaltung und Nutzung machen die Ved­del­Nord künftig zum vollwertigen Schar­nier zwischen Grasbrook und der Veddel? Können die bestehenden Zollgebäude ganz oder teilweise erhalten bleiben und durch neue Nutzungen einen Beitrag dazu leisten?

Prüfaufträge für den gesamten Planungsraum

GEMEINSAME ANGEBOTE FÜR GRASBROOK UND VEDDEL

Hier braucht es die richtige Choreografie: Wo liegen künftig die Standorte zentraler Angebote der Bildung, Freizeit, Kultur, des Einkaufens und gemeinschaftlicher Freiräu­me für Grasbrooker UND Veddeler und wie sind diese im Nutzungskonzept aufeinander abgestimmt?

FREIRÄUME ALS VIELKÖNNER

Wie werden Freiräume und Grünanlagen für vielfältige Bedürfnisse und Ansprüche gestaltet? Wo entstehen Treffpunkte und aneignungsfähige Gemein- schaftsflächen? Wie werden Spuren der „wilden Stadtna­tur“ eingebunden und eine hohe Biodiver­sität (Pflanzen, Tiere) gefördert?

GESTALTUNG AUTOARMER QUARTIERE

Wie wird der Grasbrook zu einem hoch­ mobilen Stadtteil mit Schwerpunkt auf al­ternativen Mobilitätsträgern? Wie werden der ÖPNV, Fuß­ und Radwege ausgebaut und innovative Mobilitätsangebote, wie Sharing­ Konzepte, Leihsysteme und quar­tiersbezogene Mobilitätshubs, strategisch eingebunden?

ZUGÄNGE ZUM WASSER UND WASSERBEZOGENE NUTZUNGEN

Wie werden Wasserflächen erschlossen und durch Nutzungen erlebbar gemacht? Welche Chancen bieten sich für den öf­fentlichen Nahverkehr (Fährverbindungen) sowie die Logistik für den Grasbrook über den Transport- weg Wasser?

ÖFFENTLICH ZUGÄNGLICHE UND DIFFERENZIERTE UFERGESTALTUNG UND -ENTWICKLUNG

Wie werden die Uferkanten nutzbar ge­macht, abwechslungsreich gestaltet und durch Zugänge zum Wasser für die Ham­burger Öffentlichkeit attraktiv? Wie kön­nen schützenswerte natürliche Grünräume und Vegetationen (Biotope) erhalten blei­ben und markanter Teil des Ufers werden?

UMGANG MIT BESTANDSHALLEN

Können die Hallen als wertvolle Ressource für Zwischen­ und Nach- nutzung ganz oder teilweise erhalten bleiben und unter den Bedingungen des Hochwasserschutzes in­tegriert werden? Wie lässt sich dann die „kritische Masse“ des Wohnens realisieren?

VEDDEL-NORD ALS NACHBARSCHAFT

Die städtebauliche und freiraum- planerische Gestaltung und Nutzung machen die Ved­del­Nord künftig zum vollwertigen Schar­nier zwischen Grasbrook und der Veddel? Können die bestehenden Zollgebäude ganz oder teilweise erhalten bleiben und durch neue Nutzungen einen Beitrag dazu leisten?

Ideenspeicher

In dieser Übersicht finden sich nach Themen aufgelistete Ideen zu konkreten Nutzungen sowie zum künftigen Planungsverfahren und der Umsetzung des Grasbrook. Aus dem Ideenspeicher sollen die Planerinnen als auch die Entwickler des Grasbrooks Inspirationen schöpfen und mögliche Spielräume für diese verschiedenen Ideen in Betracht ziehen.